Im nachfolgenden Beitrag wird die Herzratenvariabilität einfach erklärt und warum diese so wichtig ist als physiologischer Parameter. Zu Beginn ein Hauptmerkmal „ein gesundes Herz schlägt in einem unregelmäßigen Rhythmus und passt sich der aktuellen Belastung variabel an“. In der gängigen Praxis, z.B. beim Hausarzt, kann man mit der Elektrokardiographie (EKG) die Herzaktivität messen. Im Ruhezustand (sitzend oder liegend) ist der Ruhepuls bei Erwachsenen i.d.R. zwischen 60-85 Schlägen pro Minute abhängig vom Geschlecht, Alter und der körperlichen Fitness, wobei Sportler häufig geringere Herzfrequenzen vorweisen. Wenn körperliche Belastungen stattfinden, z.B. Treppen steigen, verändert sich die Herzfrequenz (steigt) und sinkt anschließend im Ruhezustand wieder. Diese zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Herzschlägen werden Herzratenvariabilität genannt. Hier in der Grafik dargestellt als R-R-Intervalle, je höher die Variation der Intervalle, desto höher die HRV, umso eher ein Indikator für ein gesundes Herz und dessen Anpassungsfähigkeit an Belastungen.

Darstellung Herzschlagintervalle

Beispiel Herzrhythmus:
R-Zacke = Ausschlag des Herzens, ms = Millisekunden,
R-R-Intervall =Zeitintervall zwischen den Herzschlägen

Ein Herz wird vom autonomen (vegetativen) Nervensystem beeinflusst und reguliert die wichtigsten Vitalfunktionen neben dem Herzschlag u.a. auch die Atmung, Verdauung und den Stoffwechsel. Dabei ist der Fokus bei der Herzratenvariabilität insbesondere auf den zwei Unterteilungen a) Sympathikus (Erregung, Aktivität, Stress und das Herz wird elektrisch instabiler, Stresshormone wie z.B. Cortisol werden ausgeschüttet) sowie b) dem Parasympathikus  als Gegenpart welcher für Entspannung, Erholung und Regeneration sorgt. Bei einem funktionierenden System wird versucht eine Homöostase bzw. ein Gleichgewicht herzustellen. Deshalb kann die HRV ein Indikator sein für den psychischen und physischen Zustand eines Menschen. Insbesondere Stress und eine Überaktivierung des Sympathikus oder eine erniedrigte parasympathische Aktivität stellen Risikofaktoren für Koronare Herzkrankheiten (KHK) dar. Eine starre Schlagfolge des Herzens kann ein Zeichen für hohe Belastung sein z.B. beim Sport oder psychosoziale Stresssituationen; eine variable Schlagfolge ist ein Zeichen für einen guten Zustand bzw. eine guten Anpassungsfähigkeit des Herzens.

Daher ist die HRV ein wesentlicher Risikofaktor für Myokardinfarkt, Arteriosklerose, Herzversagen und eine eingeschränkte Herzratenvariabilität erhöht das kardiovaskuläre Risiko. Es gibt verschiedene Analyseverfahren für die HRV und die Auswertungen sind i.d.R. computergestützt.

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Siehe auch https://scholar.google.com